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Neue Orientierungshilfe der Datenschutzkonferenz zum Einsatz von Cookies und ähnlichen Technologien
Heute am 21. Dezember 2021 wurde von der Datenschutzkonferenz (DSK) die neue Orientierungshilfe für Anbieter:innen von Telemedien ab dem 1. Dezember 2021 (OH Telemedien 2021) veröffentlicht. Durch die Orientierungshilfe versucht die Datenschutzkonferenz, zahlreiche Fragen zu klären, die sich vor allem im Bezug auf die Anwendung des § 25 TTDSG stellen, der den Umgang mit Cookies und ähnlichen Tracking-Technologien regelt. Auch wenn uns das Papier in den kommenden Wochen und Monaten noch vielseitig beschäftigen wird, möchten wir Ihnen im Folgenden einen kurzen Überblick zu den aus unserer Sicht wichtigsten Aussagen geben:
Verhältnis zwischen TTDSG und DSGVO
Die DSK stellt einleitend klar, dass rechtlich beim Einsatz von Cookies und ähnlichen Technologien zwei Schritte unterschieden werden müssen:
- Die Speicherung von und Zugriff auf Endeinrichtungen und
- die nachfolgende Verarbeitung personenbezogener Daten.
Während Schritt 1 allein nach den Anforderungen des TTDSG geprüft werden muss, gelten für Schritt 2 ausschließlich die Anforderungen der DSGVO. Praktisch bedeutet das, dass die Behörden in der Zukunft, im Fall eines Verstoßes, sowohl Maßnahmen wie Bußgelder nach dem TTDSG und der DSGVO ergreifen können und voraussichtlich auch werden.
Kein Einwilligungsbedürfnis bei zwangsläufiger Übermittlung
Interessanterweise geht die DSK nicht von einem Zugriff auf die Daten eines Endgerätes aus, wenn die Daten zwangsläufig oder aufgrund von Browsereinstellungen bei Abruf eines Dienstes übermittelt werden. Werden z.B. die öffentliche IP-Adresse, die Adresse der aufgerufenen Website, der User-Agent-String mit Browser- und Betriebssystem-Version und die eingestellte Sprache automatisch an den Betreiber einer Website übermittelt, soll § 25 TTDSG daher mangels Zugriff auf das Endgerät keine Anwendung finden.
Einheitliche Einwilligungserklärung
In der OH Telemedien 2021 geht die DSK davon aus, dass die Einwilligung nach § 25 Abs. 1 TTDSG zusammen mit der Einwilligung nach Art. 6 Abs. 1 a) DSGVO erklärt werden kann, solange der Telemedienanbieter / Verantwortlicher ausreichend klarstellt, dass die Einwilligung den gesamten Lebenssachverhalt umfasst. Das bedeutet z.B., dass nach Ansicht der DSK im Banner die Folgeverarbeitung (z.B. die Auswertung der erhobenen Daten zur Erstellung von Werbeprofilen) mit angesprochen werden muss.
Eindeutig bestimmbare Zwecke
Bezüglich der Informationen, die vor Abgabe der Einwilligung erteilt werden müssen, bleibt die DSK relativ vage. Hervorzuheben ist allerdings, dass die DSK eine konkrete Beschreibung der Zwecke der Folgeverarbeitung fordert. Die Ausführungen hierzu werden im Kontext des Bestimmtheitserfordernisses konkretisiert. So soll es ausdrücklich nicht ausreichen, wenn als Zwecke z.B. nur
- Verbesserung der Erfahrung des Nutzers,
- Werbezwecke,
- IT-Sicherheitszwecke oder
- zukünftige Forschung
genannt werden. Ferner müssen laut DSK auf erster Ebene des Banners konkrete Informationen zu allen Zwecken enthalten sein, allgemeine und vage Informationen sollen nicht ausreichen.
Gleichwertige Ablehnungsmöglichkeit
An mehreren Stellen der OH Telemedien 21 positioniert sich die DSK zum Erfordernis einer gleichwertigen Ablehnungsmöglichkeit. Zusammengefasst lässt sich sagen, dass nach Ansicht der DSK eine Funktion zum Ablehnen in den meisten Fällen erforderlich sein wird. In diesen Fällen dürfe das Ablehnen auch nicht mit einem messbaren Mehraufwand verbunden sein.
Einfacher Widerruf der Einwilligung
Einwilligungen, die über Banner eingeholt werden, müssen laut DSK mithilfe eines Direktlinks oder Icons widerrufen werden können. Es reiche nicht aus, in der Datenschutzerklärung auf eine Widerrufsmöglichkeit zu verweisen. Nur so werde gewährleistet, dass entsprechend Art. 7 Abs. 3 S. 4 DSGVO der Widerruf so einfach wie die Einwilligung ist.
Ausnahmen vom Einwilligungserfordernis
Nach der DSK ist Ausnahme aus § 25 Abs. 2 Nr. 2 TTDSG eng auszulegen. Sie gelte nur dann, wenn der Zugriff oder die Speicherung von Informationen auf einem Endgerät unbedingt erforderlich ist, um einen aus Perspektive eines durchschnittlich verständigen Nutzers gewünschten Dienst bereitzustellen. Dabei müsse zwischen Bereitstellung des Basisdienstes, zusätzlichen Funktionen und allgemeinen Funktionen unterschieden werden. Die DSK hat in diesem Rahmen klargestellt, dass die Ausnahme nicht anwendbar ist, wenn für den Einsatz eines Cookies eine rein wirtschaftliche Erforderlichkeit im Hinblick auf das gewählte Geschäftsmodell besteht.
Die DSK hat ausdrücklich darauf verzichtet, konkrete Beispiele für die Ausnahme aus Art. 25 Abs. 2 Nr. 2 TTDSG zu nennen.
Einwilligung in die Drittlandübermittlung
Innerhalb der OH Telemedien 21 bezieht die DSK außerdem Stellung zu der seit Längerem umstrittenen Frage, ob bei der Nachverfolgung von Nutzerverhalten auf Websites und Apps auf Grundlage eine Drittlandübermittlung auf Grundlage einer Einwilligung nach Art. 49 Abs. 1 lit. a) DSGVO möglich ist. Die DSK lehnt dies grundsätzlich mit der Begründung ab, dass Umfang und Regelmäßigkeit der Transfers dem Ausnahmecharakter der Vorschrift widersprechen. Für die Übermittlung in Drittstaaten kommen daher in der Regel nach Ansicht der DSK nur ein Angemessenheitsbeschluss der Kommission oder geeignete Garantien nach Art. 46 Abs. 2 DSGVO in Betracht.
Erstes Fazit
Das Papier enthält umfassende Angaben und Erläuterungen dazu, wie Verantwortliche in Zukunft Cookies und ähnliche Technologien in Übereinstimmung mit DSGVO und TTDSG einsetzen können. Die Positionierung stellt in jedem Fall auch ein gutes Hilfsmittel für die Auslegung der einschlägigen Vorgaben aus DSGVO und TTDSG dar. Die Orientierungshilfe lässt zugleich viel Raum für Diskussionen und klammert einige der spannendsten Fragen aus. So befasst sich die OH z.B. nicht mit der Zulässigkeit von Paywalls oder der Zuständigkeit der Landesdatenschutzbehörden für Maßnahmen nach dem TTDSG.
Wir raten dringend dazu, existierende Banner mit den Anforderungen aus dem Papier abzugleichen. Es erscheint absehbar, dass hier in naher Zukunft Kontrollen und Maßnahmen durch die Behörden erfolgen werden.
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The Legal 500 Deutschland: Dr. Carlo Piltz als führender Name im Praxisbereich Datenschutz
Wir freuen uns sehr, dass Dr. Carlo Piltz in der neuesten Ausgabe des Handbuchs Legal 500 Deutschland unter den führenden Namen im Bereich Datenschutz vertreten ist.
Belgische Aufsichtsbehörde verhängt Bußgeld gegen IAB Europe wegen Transparency and Consent Framework (TCF)
Die belgische Datenschutzaufsichtsbehörde (APD-GBA) hat heute am 2.2.2022 ein Bußgeld in Höhe von 250.000 Euro gegen IAB Europe (IAB) verhängt. Zudem ordnete die Behörde Maßnahmen an, die zu einer umfassenden Anpassung des Transparency and Consent Framework (TCF) führen sollen.
Hervorzuheben ist dabei, dass die APD-GBA davon ausgeht, dass IAB zusammen mit den Publishern u.a. im Hinblick auf die Einholung der Einwilligung als Joint Controller agiert. Grundsätzlich könnten daher die angenommenen Verstöße auch App- und Webseitenbetreibern zu Last gelegt werden, die aktuell das TCF nutzen.
EDSA veröffentlicht Leitlinien zum Auskunftsrecht nach Art. 15 DSGVO
Der Europäische Datenschutzausschuss (EDSA), das Gremium der europäischen Datenschutzaufsichtsbehörden, hat in seiner Sitzung vom 18. Januar 2022 einen ersten Leitlinienentwurf zu einem der bedeutendsten Betroffenenrechte nach der DSGVO herausgegeben: dem Auskunftsrecht nach Art. 15.
Dieses Recht sorgt in der Praxis oft für Anwendungsunsicherheiten und lässt viel Raum für Interpretationen. Aus diesem Grund erschien es notwendig, dieses 60-seitige Dokument zu veröffentlichen, um für mehr Klarheit und Kohärenz zu sorgen. In dem Dokument widmet sich der EDSA einer Reihe von Themen, von denen einige in der Praxis äußerst umstritten sind.
Zusätzliche Schutzmaßnahmen für EU-Standardvertragsklauseln in der Praxis - Österreichische Datenschutzbehörde gibt eine erste Orientierung
Der Einsatz von Google Analytics steht nicht im Einklang mit der DSGVO. Zu diesem Schluss kam die österreichische Datenschutzbehörde (DSB) aufgrund einer Musterbeschwerde, die der Datenschutzverein "Noyb" (none of your business bzw. Europäisches Zentrum für digitale Rechte) eingereicht hatte. In ihrem Bescheid setzt sich die DSB (leider nicht vertieft) mit den zusätzlichen Schutzmaßnahmen von Google auseinander, die das Unternehmen für Datentransfers in die USA vorsieht. In diesem Beitrag finden Sie eine kurze Übersicht der technischen und organisatorischen Maßnahmen, die die österreichische DSB in ihrem Teilbescheid berücksichtigt, jedoch als ungenügend eingestuft hat.
Rechtswidrige Datenübermittlung zwischen EU und USA und weitere Verstöße: Der EDSB erlässt Unterlassungsanordnung gegen das Europäische Parlament
Anfang Januar veröffentlichte der Europäische Datenschutzbeauftragte (EDSB) eine Entscheidung, nachdem die Vereinigung noyb (none of your business bzw. European Centre for Digital Rights) bereits vor einem Jahr im Namen von sechs Mitgliedern des Europäischen Parlaments eine Beschwerde bzgl. einer Webseite des Europäischen Parlaments eingereicht hatte. In seiner Entscheidung geht der EDSB davon aus, dass die COVID-Testseite des Europäischen Parlaments gegen mehrere Datenschutzvorschriften verstößt. Kritisiert wurden in der Beschwerde von noyb insbesondere irreführende Cookie-Banner, vage und unklare Datenschutzinformationen und die illegale Übermittlung von personenbezogenen Daten in die USA. Der EDSB überprüfte den Fall und stellte einen Verstoß gegen die Verordnung (EU) 2018/1725 (nachfolgend „Verordnung)“, die zwar nur für EU-Institutionen gilt, der DSGVO jedoch sehr ähnelt, fest. Eine detaillierte Auflistung der einzelnen Verstöße sowie ihrer korrespondierenden Vorschriften in der Verordnung (EU) 2016/679 „EU-DSGVO“ finden Sie unter Nummer 4.
Musterverträge für internationale Geschäfte
Bei dem Münchner Verlag C.H.Beck ist die erste, von unserem Partner Prof. Dr. Burghard Piltz herausgegebene Edition zu Musterverträgen für das internationale Handels- und Vertriebsrecht erschienen.